Zeitreise: Die Albonabahn und Ihre Bedeutung für Stuben
Mit Beginn der Wintersaison 2023/24 wurde die neue Albonabahn I eröffnet. Diese moderne Einseilumlaufbahn für acht Personen markiert einen bedeutenden Meilenstein in der touristischen Entwicklung von Stuben am Arlberg. Der Einstieg ins Skigebiet Arlberg bietet nun höchsten Komfort und setzt neue Maßstäbe für Wintersportler.
Zur Feier der Eröffnung hat der Museumsverein Klostertal eine Freiluftausstellung in Stuben ins Leben gerufen. Diese Ausstellung beleuchtet die Geschichte der Albonabahn und die touristische Erschließung des Albonagebietes im Kontext der Entwicklung von Stuben. Historische Ansichten und spannende Berichte nehmen Besucher mit auf eine faszinierende Zeitreise und machen die Geschichte der Albonabahn erlebbar.
Besuchen Sie die Freiluftausstellung in Stuben am Arlberg und entdecken Sie die Entwicklung der Albonabahn – ein Blick zurück auf die beeindruckende Geschichte eines ikonischen Skigebiets.
Sie finden die Ausstellung am Beginn des Winterwanderweges --->
Abbildungen: Alexander Kaiser - KPA, Martin Rhomberg, Museumsverein Klostertal, Tourismusverein Stuben am Arlberg, Vorarlberger Landesbibliothek (volare), Stubner Bergbahnen, Doppelmayr
Touristische Anfänge
In Stuben wurde ich am 24. Juni 1890 geboren. Von meiner Jugend habe ich nichts Besonderes zu erzählen. Das große Erlebnis aber waren für mich die ersten Schiläufer damals am Arlberg: Viktor Sohm, Professor Karl Gruber, Dr. Madlener und Ingenieur Adolf Walther. An freien Tagen folgte ich ihren Spuren. Wenn ich die Sportler nur von ferne auf einem Hange erblickte, lief ich hin und schaute ihnen zu. Standen die Schi draußen vor der Herberge, habe ich sie wohl scheu in meine Hand genommen, aber nie hätte ich es gewagt, sie an meine Füße zu schnallen ...
Nachdem während des Baus der Arlbergbahn 1880 bis 1884 in Stuben reges Leben geherrscht hatte und auch die Wirtschaft belebt worden war, erlebten die Bewohnerinnen und Bewohner in den Jahren nach der Bahneröffnung harte Zeiten. Die Straße über den Arlberg wurde kaum noch benutzt, weshalb nur wenige Menschen den Weg in den Ort fanden. Der aufstrebende Fremdenverkehr brachte schließlich eine Trendwende, ohne diesen wäre der Ort wohl früher oder später entsiedelt worden. Im Bild: Skipioniere in Stuben (um 1908)
Anfänge als Skitourengebiet
St. Anton genießt längst den Ruf eines berühmten Wintersportplatzes, das idyllische Stuben übt auf Schifahrer starke Anziehungskraft. Und St. Christoph und Zürs als Standquartier für Lernende und Geübte, für Kunst- und Turenfahrer jeglichen Alters und Geschlechtes besonders zu loben, hieße >Schnee im Winter auf die Valluga tragen<.
Fritz Kurz (1913)
Im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts wurden die meisten Gipfel im Arlberggebiet erstmals mit Skiern bestiegen. Dies gilt auch für den Kaltenberg, den Karl Gruber, Gustav Aubin und Wilfried von Seidlitz nach einer von St. Christoph ausgehenden Skitour durch das Maroital am 6. März 1904 erreichten. Viktor Sohm, der die drei Tourengeher wegen einer beim Skispringen erlittenen Verletzung nicht begleiten hatte können, entdeckte ein Jahr danach den später üblichen Zustieg auf den Kaltenberg von Stuben ausgehend über die Albonaalpe. Das Skitourengebiet rund um Stuben wurde vor allem in der Zwischenkriegszeit in zahlreichen Skiführern beschrieben.
Kaltenberghütte
Jeder Besucher ist freudig überrascht über die Annehmlichkeiten, die ihm die Hütte bietet. Die Zentralheizung – das ganze Haus ist warm – empfindet der Winterbergsteiger besonders angenehm. 24 sehr gute Betten und ebensoviele gute Matratzenlager laden zur Ruhe nach scharfer Fahrt. Dadurch daß die frühere Bauhütte zu einem weiteren Matratzenlager ausgebaut wurde, ist eine Besucherzahl von 80, im Notfalle noch mehr, durchaus angenehm unterzubringen.
Paul Bantlin (1930)
Vor allem der Bau der Kaltenberghütte rückte das Einzugsgebiet der heutigen Albonbabahn in den Mittelpunkt des Interesses. Dieser ist auf eine Initiave der Alpenvereinssektion Reutlingen zurückzuführen, die in den 1920er Jahren verstärktes Interesse an einer Niederlassung im Arlberggebiet entwickelte. Im Oktober 1926 wurde durch die Sektion ein Bauplatz von der Stadt Bludenz gepachtet, auf dem in weiterer Folge eine Hütte mit Materialseilbahn oberhalb der Albonaalpe und der Bludenzer Alpe errichtet wurde. Die „Schneeschuhhütte" wurde im April 1929 eingeweiht.
Skischule Stuben
Der Begründer der Skischule Stuben war kein anderer als der jüngste Bruder des Skipioniers Hannes Schneider, nämlich Friedrich Schneider. Er gründete 1924 mit drei Skilehrern diese den Wintersport fördernde Einrichtung. Als er 1928 nach Zürs ging, wo er dann jahrzehntelang die Skischule leitete, übernahm Albert Walch die Skischule Stuben.
Franz Josef Mathies (2005)
Die vor 100 Jahren gegründete Skischule in Stuben am Arlberg hatte einen bedeutenden Anteil an der Entwicklung des Skilaufs im Ort. Die Gäste lernten an den Hängen rundherum die damals gelehrte Arlberg- Technik. Fortgeschrittene Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten größere Skitouren unternehmen.
Erste Aufstiegshilfen
Im Jahr 1949 wurde am Gitzibühel ein kleiner Schlepplift aufgestellt, die Initiatoren waren der Schischulleiter Adolf Walch sowie Emil Walch vom Gasthaus Mondschein. Der Lift wurde als Pendellift bezeichnet, der jeweils drei Personen vom Rut bis auf Höhe der späteren Zufahrtsstraße zum Hubertushof hinaufziehen konnte, der Höhenunterschied betrug etwa 60 Meter. Der erste Maschinist war Egon Begnini. Im Jahr 1953 hat Adolf Walch in Eigeninitiative im Oberen Anger einen Pendellift gebaut, der im Jahr 1956 durch einen Umlaufschlepplift ersetzt wurde und der noch heute in Betrieb ist.
Hans Thöni (2005)
Nachdem in Zürs 1937 der erste Schlepplift Österreichs in Betrieb genommen worden war, begann in den Nachkriegsjahren das Zeitalter der technischen Aufstiegshilfen in Stuben. Diese boten vor allem der Skischule neue Möglichkeiten. Der 1956 errichtete Schlepplift – bis heute als „Walchlift" bekannt – wurde 1986 von den Stubner Bergbahnen übernommen.
Erste Trassenstudie
Die herrlichen Skihänge der Albona zu erschließen, war der Wunsch der Bewohner von Stuben. An einem wunderbaren Apriltag 1955 begab sich der Hauptinitiator und Gastwirt Emil Walch mit dem damaligen Bürgermeister Karl Brändle, Technischer Rat Sepp Bildstein, sowie den Skischulleitern Friedrich Schneider und Adolf Walch, zu einer ersten Trassenstudie auf die Albona. Die traumhafte Firnabfahrt bestärkte die Entschlossenheit der mutigen Männer, dieses wunderbare weitläufige Skigebiet für möglichst viele Anhänger des Skisports zu erschließen ...
Festschrift 30 Jahre Albonabahn (1986)
Der Aufschwung der 1950er Jahren bestärkte die führenden Touristiker von Stuben in ihrem Vorhaben der Errichtung einer Albonabahn. An der Idee der Gründung einer Gesellschaft beteiligten sich die meisten Bewohner des Ortes.
Errichtung der Bahn
Zur Erschließung des schon seit Jahren von den Schitouristen immer gern besuchten Albona- und Kaltenberghanges beabsichtigt die Albonabahn Gesellschaft m. b. H. in Stuben a. A die Erstellung eines Sesselliftes von Stuben auf den Albonagrat in zwei Sektionen. Die Anlage soll als Einsessellift erstellt werden und vornehmlich dem Wintersport dienen. Die Trasse, deren Ausgangspunkt hinter der Kirche von Stuben liegt, verläuft von dort in südwestlicher Richtung bis zur Mittelstation und von dort in ungefähr südlicher Richtung zur Bergstation auf den Albonagrat. Die Seehöhe der der Talstation liegt auf 1410 m, der Mittelstation auf 1846 m und der Bergstation auf dem Albonagrat auf 2364 m.
Kundmachung der Verhandlung über die eisenbahnrechtliche Bewilligung (6. März 1957)
Nachdem die Albonabahn Gesellschaft im Juli 1956 gegründet worden war, schritten die Planungen für die Errichtung voran. Eine Aufnahme des Betriebs zu Weihnachten 1956 konnte jedoch aufgrund der zu großen Bodenabstände nicht erfolgen. Erst die Betriebsgemeinschaft mit der neu errichteten Muttersbergbahn in Bludenz machte es möglich, den Betrieb der Albonabahn im April 1957 zu beginnen.
Im Bild: Bauarbeiten an der Bergstation
Erste Betriebsjahre
Am 13. April 1957 hat man dann eröffnen können, das war ein Samstag, praktisch am Ende der Saison. Wir sind damals und auch lange später noch bei entsprechender Schneelage bis Pfingsten gefahren.
Erich Berthold (ehemaliger Betriebsleiter)
Als erster Betriebsleiter der Albonabahn wurde der Chefmonteur der ausführenden Firma Girak beschäftigt. Seine Nachfolge trat später Erich Berthold an. Bereits im April 1957 hatte Emil Walch für die Albonabahn um eine Gewerbeberechtigung für einen Gastbetrieb bei der Mittel- und Bergstation angesucht. Ein Jahr später legte er aus gesundheitlichen Gründen sein Amt als Geschäftsführer zurück. Dieses wurde von Bürgermeister Karl Brändle übernommen, dessen Amt als Vorsitzender des Aufsichtsrates an Hans Steiner übertragen wurde. Im Oktober 1962 stellte dieser den Antrag, dass die Albonabahn auch im Sommer betrieben werden möge. Dieser wurde 1963 erstmals in die Tat umgesetzt.
Im Bild: Reger Betrieb an der Mittelstation (um 1965)
Stubner Fremdenverkehrsgesellschaft
Seit 2 Jahren liegen Projekte für eine Kapazitätserhöhung vor, da die Förderleistung von 320 Personen je Stunde dem tatsächlichen Bedarf keineswegs mehr entspricht und ausserdem keine Rendite erwarten lässt. In den Frühjahrsmonaten März, April & Mai wäre mit einer neuzeitlichen Anlage mindest eine 2-3 fache Frequenz heraus zu holen und dies bei gleichbleibendem Personalstand.
Alt-Bürgermeister und Geschäftsführer Karl Brändle in einem Brief an den damaligen Landtagspräsidenten Dr. Martin Purtscher (1976)
Nachdem die Probleme der teuren Lawinenverbauung, die auch einen großen Teil des gerne befahrenen Skigeländes betroffen hätte, aus dem Weg geräumt waren, standen 1978 die Wege für eine wirtschaftliche Sanierung der Albonabahn offen. Auf Initiative von Karl Brändle wurde 1976 die Einbindung aller Seilbahngesellschaften rund um den Arlberg in die Tat umgesetzt und die Albonabahn damit einer tragfähigen Finanzierung zugeführt. Mit Beteiligung aus St. Anton, Lech und Zürs entstand die Stubner Fremdenverkehrsgesellschaft. Zum neuen Geschäftfsführer wurde Bürgermeister Erich Brunner aus Klösterle bestellt, der bereits seit 1975 Geschäftsführer der Sonnenkopfbahn war.
Im Bild: Winterbetrieb in Stuben (um 1965)
Neubauten in den 1980er Jahren
Als die Valfagehrbahn eröffnet worden ist, sind Erich Moosbrugger, Robert Pfefferkorn und ich einmal den Steilhang herunter gefahren. Oben sind wir stehen geblieben, dann meinte Pfefferkorn zu mir: „Erich, du wirst sehen, jetzt geht es aufwärts in Stuben."
Erich Brunner, ehem. Geschäftsführer und Bürgermeister (1940-2018)
Das solide wirtschaftliche Fundament ermöglichte es, neue Investitionen zu tätigen. 1980 wurde mit dem Bau der Valfagehrbahn als kuppelbare Dreiersesselbahn ein lange gehegter Wunsch in die Tat umgesetzt und die Albona mit dem Skigebiet St. Anton verbunden. 1983 erfolgte bei der Albona selbst der Umbau der Sektion I zu einer Doppelsesselbahn und zwei Jahre später jener bei der Sektion II. In diesem Zuge wurde das Skigebiet um die Albona-Gratbahn erweitert. Durch Erdbewegungen konnten die Lifttrasssen so gestaltet werden, dass nunmehr auch die Problematik der Bodenabstände gelöst werden konnte. Mit dem Neubau der Valfagehrbahn 2005 konnten die Kapazitäten beträchtlich erweitert werden.
Im Bild: Doppelsessellift Albona I (errichtet 1983)
Longboard Classic Stuben
Beim „Woodstock of Snowboarding" gibt es statt gewalzter Pisten 1000 Höhenmeter baumfreie Nordhangabfahrt, statt Nouvelle Cuisine feines Essen aus der Gemeinschaftsküche und anstelle von Preisgeld von Herzen kommende Umarmungen.
Paul Gruber (Gründer des Longboard Classic)
Das 1999 von Paul Gruber ins Leben gerufene Longboard Classic ist das größte Longboard und Old-School-Snowboard Event der Welt. Die jeweils am Ende der Wintersaison stattfindende Veranstaltung hat sich seit einem Vierteljahrhundert in der Szene einen legendären Ruf erworben. Hunderte Fans aus der ganzen Welt pilgern nach Stuben am Arlberg, um das Woodstock des Snowboardens mitzuerleben. Nirgednwo sonst wird der Spirit des Snowboardens authentischer zelebriert als hier. Über 400 begeisterte Snowsurfer starten alljährlich vom Albonagrat über 1.000 Höhenmeter bis nach Stuben.
Im Bild: Teilnehmer des Longboard Classic Stuben (2018)
Freeriden auf der Albona
Die Albona zeichnet sich duch sehr lange Runs aus, bei denen man richtig viele Höhenmeter machen kann. Aufgrund der nordseitigen Ausrichtung ist der Schnee üblicherweise sehr gut. Wer noch weiter hinaus will, kann auch mit Tourenskiern allein auf den Weg gehen.
Nadine Wallner (Zweifache Freeride-Weltmeisterin)
Der Arlberg genießt als Variantenskigebiet einen internationalen Ruf. Dazu trägt auch die Albona bei, denn die baumlosen Nordhänge stellen ein ideales Freeride-Gelände dar.
Im Bild: Freeriderin Nadine Wallner im Skigebiet der Albona
Neubau der Albonabahn II
Dank der Flexenbahn und Trittkopfbahnen I und II sowie der Albonabahn II sind seit dem Saisonstart 2016/17 alle Skiorte des Arlbergs auf Skiern erreichbar. Und mehr noch: Mit nunmehr 305 zusammenhängenden Skiabfahrtskilometern und 85 hochmodernen Liften und Bahnen ist Ski Arlberg das größte zusammenhängende Skigebiet Österreichs und zählt somit zu den fünf größten Skigebieten der Welt.
Ein neues Zeitalter an der Albona begann im Dezember 2016 mit der Inbetriebnahme der Albonabahn II als Einseilumlaufbahn. Diese führt nunmehr von der Talstation im Gebiet der Alpe Rauz auf den Albonasattel. Gleichzeitig wurde die Flexenbahn eröffnet, womit Rauz sich zu einer wichtigen Drehscheibe im Skigebiet Arlberg entwickelt hat.
Im Bild: Bergstation der Albona II
Neubau der Albonabahn I als Einstieg ins Skigebiet Arlberg
Die neu errichtete Einseilumlaufbahn mit Gondeln für bis zu acht Personen bildet das neue Arlberg Westportal mit dem ersten Eintritt in das weitläufige Skigebiet. Das Westportal liegt sehr zentral im Skigebiet. Von hier aus sind die bekanntesten Orte des Arlbergs, St.Anton und Lech, über die verschiedenen Liftanlagen in etwa gleich schnell erreichbar.
Dr. Walther Thöny, Vorstand der Arlberger Bergbahnen
Nach 40 Jahre endete im Sommer 2023 die Geschichte des Doppelsesselliftes Albonabahn I. Dieser wurde abgetragen und durch eine moderne Einseilumlaufbahn ersetzt. Diese ist für die Beförderung der Gäste berg- und talwärts vorgesehen und auf eine Beförderungskapazität von 1.600 Personen pro Stunde ausgelegt.